Erfolgsgeschichte: Kein Fußbreit in Ulm

Diesen Artikel habe ich die Flaschenpost geschrieben und veröffentliche ihn aus Gründen jetzt auch hier:

Auch wenn das keine reine Piraten-Erfolgsgeschichte ist, waren wir doch mittendrin statt nur dabei.

Im Rahmen ihrer Deutschland-Rundfahrt kam die NPD am 30. Juli 2012 auch nach Ulm. Das Bündnis “Ulm gegen Rechts” rief natürlich zu einer Gegendemonstration auf. Und auch uns Piraten war sofort klar, dass wir diesen Neonazis keine Bühne geben wollen, um ihre menschenverachtenden und demokratiefeindlichen Parolen zu verbreiten.

Kein Fußbreit | CC BY NC Ralf Grimminger Quelle: ulm-news.de

Kein Fußbreit | CC BY NC Ralf Grimminger Quelle: ulm-news.de

Die Demo war für 16 Uhr auf einem relativ abgelegenen, aber doch in der Innenstadt befindlichen Platz angekündigt. Bereits 2 Stunden vorher versammelten sich hunderte Gegendemonstranten rund um die Absperrgitter der Polizei. Und an strategischen Plätzen standen Menschen, um zu melden, wie das sogenannte Flaggschiff der NPD zum Kornhausplatz kommen will. Und wir waren schnell genug. Auf den letzten hundert Metern wurde der Lastwagen ausländischer Produktion der Deutschnationalen durch eine Sitzblockade gestoppt.

Circa. 80 bis 100 Menschen blockierten die Straße. Kein Durchkommen, kein Fußbreit! Weitere 300 bis 400 Gegendemonstranten versammelten sich rund um den LKW. Wir waren friedlich – and so was the police.

Jetzt hieß es ausharren. Das nervenaufreibende Spiel begann.

“Wir wollen keine Nazi-Schweine”, “Nazis raus” und “Rückwärtsgang,Rückwärtsgang!”.

Alles unter den Augen der örtlichen Polizei und den Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten (BFE). Trillerpfeifen, Gesang. Und diese Solidarität von den Anwohnern! An diesem heißen Tag warfen sie uns Protestierenden Wasserflaschen, aber auch Lebensmittel zu. Danke!

Durchsage der Polizei

Hier spricht die Polizei, verlassen sie den Platz oder wir räumen.

Leider haben wir nichts verstanden, die Trillerpfeifen waren zu laut.

Sitzen, singen. Ausharren. Auf dem Platz sieht man die örtlichen Nazi-Skinheads aufgeregt mit der Polizei, dem Leiter des Ordnungsamts und dem Oberbürgermeister diskutieren.

Durchsage der Polizei

Zweite Durchsage, bitte verlassen sie den Platz oder die Polizei wird
räumen.

Wenn diese Trillerpfeifen doch nicht so laut wären…

Der Beifahrer im “Flaggschiff” filmt uns die ganze Zeit. Ich habe ein Gespräch aufgeschnappt zwischen dem Leiter des BFE und dem
Ordnungsamtsleiter: “Wir haben gar nicht genug Mann hier, um zu räumen.” Wir sitzen. Wir singen.

Durchsage der Polizei

Dritte und letzte Durchsage der Polizei. Machen Sie bitte sofort die Straße frei, wir werden in 10 Minuten anfangen zu räumen.

Trillerpfeifen.

Der bewegendste Augenblick

Wir sind die Moorsoldaten und ziehen mit dem Spaten ins Moor.

10 Minuten

Keine Räumung. Polizei, BFE und Ordnungsamt diskutieren. Die Spannung steigt. Die Stimmung ist gut: “Rückwärtsgang, Rückwärtsgang!”

20 Minuten

Dann zieh’n die Moorsoldaten nie wieder mit dem Spaten ins Moor.

30 Minuten

“Eine wichtige Mitteilung der Polizei.”
Stille.
“Aufgrund der Sicherheitslage…”
Raunen.
“…wird die geplante Demonstration hier nicht…”
Jubel.

“Rückwärtsgang, Rückwärtsgang!”

Und mit eingezogenem Schwanz, bzw. eingelegtem Rückwärtsgang, kroch das Renault-Flaggschiff unter Polizei-Schutz zurück.

“So sehen Sieger aus, so sehen Sieger aus!”

SPD, Grüne, Linke waren bei der Gegendemo. Wir Piraten saßen in der ersten Reihe der Blockade. CDU und FDP waren nicht zu sehen.

Und von lokalen Medien bis Welt Online wurde berichtet. Immer mit Piraten. Und immer mit Bildern von Piraten direkt vor diesem “Flaggschiff”.

2 Gedanken zu „Erfolgsgeschichte: Kein Fußbreit in Ulm

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