Als Sedelhöfe bezeichnet man in Ulm heute das Gebiet, an dem früher der Sedelhof stand.
Ganz grob vom Bahnhof aus nördlich der Fußgängerzone bis fast zum Theater. Also eine erstklassige Lage mitten in der Stadt.
Und bis vor kurzem ziemlich heruntergekommen. Jetzt ganz heruntergekommen. Also nachdem ein Rudel Bagger ein paar Wochen da ihr Revier hatte.
Die Stadt Ulm hat die Grundstücke gekauft und ebnet sie ein, um sie dann an einen Investor zu verkaufen.
Das führte dann zu einer mühsam verborgenen Panik als dieser Investor Insolvenz anmeldete.
Glücklicherweise hat sich die Muttergesellschaft entschieden, Ulm als einziges Projekt in Deutschland fortzuführen. Obwohl die Grundstücke noch nicht übereignet waren und Ulm auf der Prioritätenliste ganz unten stand.
Gestern war im Gemeinderat das Bebauungsplanverfahren dran.
Das Tor zur Stadt sollen die Sedelhöfe werden.
Das mag ja am Theater so sein, wenn man die Neubauten dort als neues Wengentor mit einbezieht.
Aber am Bahnhof wird es das nicht werden können.
Ein Grund dafür ist natürlich, daß das Gebäude Bahnhofstraße 7, das in der direkten Sichtlinie Hauptbahnhof – Fußgängerzone steht, nicht von der Stadt erworben werden konnte.
Zudem wird wertvolles Bauland bestimmt nicht leer bleiben, um ein schönes Eingangstor in die Innenstadt zu haben.
Und drittens wurde gestern gleich von der CDU klargestellt, daß die Friedrich-Ebert-Straße, die zwischen Bahnhof und Innenstadt quert, nicht auf 2 Fahrbahnen verringert wird. Ich würde mir ja da shared-space wünschen, wie wir es ja in Ulm schon in der Neuen Mitte haben. Alle Verkehrsteilnehmer sind gleichberechtigt, Höchstgeschwindigkeit 20 Stundenkilometer.
Also muß der Übergang zwischen Bahnhof und Hirschstraße unterirdisch erfolgen, auf der sogenannten Ebene minus Eins (E-1). Und zwar von den Gleisen an. Und später bis zur Schillerstraße auf der anderen Seite der Gleise. Und das darf keine klaustrophobie-erzeugende Untertunnelung sein, das muß eine „überdachte Fußgängerzone“ werden, wie man sie aus anderen Großstädten kennt.
Nun geht das aber nur in Verbindung mit dem neuen City-Bahnhof, der gerade erst auf unbestimmte Zeit verschoben worden ist. Da stellt sich natürlich die Frage, ob die jetzt zu bauende Unterführung so geplant ist, daß sie später gut angebunden / ausgebaut werden kann.
Ein anderer Punkt, der mir auffiel, war die Frage nach den Besitzrechten an Straßen und Gehwegen in den Sedelhöfen.
Soviel ich verstanden habe, geht das ganze Viertel an den Investor, die Stadt hat aber auf Ebene Null ein öffentliches Gehrecht vereinbart.
Das ist aber schön, daß ich in Gassen Ulms noch laufen darf.
Aber wie sieht das rechtlich aus?
Heißt das, daß das trotzdem noch Privatwege sind?
Das ist in mancherlei Hinsicht wichtig. Angefangen von erlaubter Überwachung bis hin zur Haftung bei Wegeunfällen. Ein Schild: Privatweg, Benutzung auf eigene Gefahr?
Der dritte Punkt, der meiner Meinung nach zuwenig behandelt wurde, war die Anlieferung einiger Geschäfte in der Fußgängerzone. Die können anscheinend bei den neuen Sedelhöfen nicht mehr von der Rückseite aus beliefert werden.
Einig war sich der ganze Gemeinderat, daß diese Geschäfte selbstverständlich nicht an der Hauptkasse vorbei angedient werden können.
Einzig, wie denn dann sonst? Darüber wurde nicht gesprochen.
Aber natürlich hat der Gemeinderat das Bebauungsplanverfahren in die Wege geleitet.
Ich stelle mir da schon die Frage, welche Bedingungen hat der Investor gestellt, damit in Ulm weitergemacht wird. Auch ihm war sicherlich klar, daß die Stadt erpreßbar war, weil ansonsten eine neue Ausschreibung nötig gewesen wäre und Ulm für mindestens ein zusätzliches Jahr eine Brachfläche mitten in der Stadt gehabt hätte.
Der Vertrag mit dem Investor und dessen Bedingungen müssen öffentlich gemacht werden.
So sehe ich das.
Update
Diesen Beitrag hab ich auch stark verkürzt als Laserbrief an die SüdwestPresse geschickt.
Und auf meinen Laserbrief kam am 16. Juli noch ein Leserbrief, den ich hier veröffentliche.
Mit freundlicher Genehmigung von @SWPde.